Buchdruck

Die Ausbreitung von Schriften war eine wesentliche Voraussetzung für Universitäten.

Schlagwörter:
Bewegliche Lettern
Bücher als freie Ware
Matritze
Gutenberg
Bibel
Orte: (Übersicht auf Landkarte)
Zeittafel: (Übersicht als Zeitleiste)
1200 Universität Cambridge
1221–1224 Sachsenspiegel, lateinische Fassung (Eike von Repkow)
1224 Universität Neapel
1224–1227 Erste deutsche Sachsenspiegel-Fassung
1230 Juristen-Universität Orléans
1260 Universität Montpellier
1290 Universität Lissabon/Coimbra
1300 Universität Lérida
1347–1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag durch Karl IV.
1349 Universität Perpignan
1361 Universität Pavia
1364 Universität Krakau
1365 Universität Wien
1367 Universität Pecz
1385 Universität Heidelberg
1413 Universität Saint Andrews, Schottland
1419 Universität Rostock
1426 Universität Löwen
1436–1455 Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (um 1397–1468)
1456 Universität Greifswald
1464 Universität Bourges
1477 Universität Uppsala (S)
1479 Universität Kopenhagen (S)
–1500 über 1000 Buchdruckereien in Europa mit über 35000 Druckerzeugnissen

Die Ausbreitung von Schriften war eine wesentliche Voraussetzung für Universitäten. Die Erfindung des Buchdruck mit beweglichen Lettern war also wichtiger Bestandteil von Lehre und Forschung. Es liegt nahe, dass sich Buchdruckerwerkstätten zuerst an Orten niedergelassen haben, an denen Bücher leicht zu vertreiben waren: Lübeck, Magdeburg, d.h. an wichtigen Handelsstraßen. Der Verkauf von Wissen in Gestalt von Büchern als frei gehandelte Ware veränderte die Zugänglichkeit geschriebener Texte in Klöstern und Universitäten vollständig. Nunmehr konnte sich jeder gedruckte Informationen verschaffen. Bisher war es in den Universitäten üblich, Handschriften auszuleihen und abzuschreiben. Es gelangten grundlegende, für die Ausbildung wichtige Werke in gedruckter Form in die Öffentlichkeit. Eine große Verbreitung war gesichert.

Johannes Gutenberg, Sohn des Mainzer Patriziers Friele Gensfleisch zur Laden, nach seinem Hause ‘zum Gutenberg’ genannt, beschäftigte sich seit spätestens 1436 mit dem Problem des Buchdrucks. Bereits vorher gab es Druckerzeugnisse wie Wiegendrucke, Kartenspiele, Stoffmuster oder Flugblätter. Gutenberg erfand das Drucken mit einzelnen Buchstaben aus Metall. Jedes Zeichen wurde in einen Stahlstempel geschnitten, der dann in einen kleinen Kupferblock geschlagen wurde, so daß die Matrize entstand. Diese wurde in das von Gutenberg konstruierte Handgießinstrument eingesetzt, von dem beliebig Einzelbuchstaben gegossen werden konnten. Gutenberg hatte im Geheimen experimentiert und versuchte die Technik der Herstellung geheim zu halten, was ihm nicht gelang. Als erstes großes Werk wurde von Gutenberg eine 42-zeilige lateinische Bibel gedruckt. Sie ist in zwei Spalten gesetzt und hat 1282 Folioseiten. An ihrer Herstellung sollen sechs Setzer etwa zwei Jahre beschäftigt gewesen sein. Die Auflage betrug ungefähr 180 Exemplare.

Von allen technischen Erfindungen dürfte der Buchdruck für Rechtswissenschaft und Gesetzgebung die wichtigste gewesen sein. Handschriftliche Rechtstexte gab es schon vorher, auch in größerer Menge. Für den Sachsenspiegel sind beispielsweise über 400 Handschriften bekannt. Aber der Übergang vom einzigen langsam geschriebenen Dokument, das mündlich verbreitet wurde, zum rasch gedruckten Text in beliebiger Auflage ist ein Quantensprung. Nunmehr konnten rechtswissenschaftliche Abhandlungen im ganzen Regnum Teutonicum verbreitet werden. Der finanzielle und zeitliche Aufwand zur Herstellung war zwar, verglichen mit der Moderne, immer noch beträchtlich, aber nur ein Bruchteil der Kosten für Handschriften. Rechtslehren konnten weit verbreitet werden. Die Wissenschaft konnte Kritik üben, ohne auf ein persönliches Zusammentreffen mit dem Autor angewiesen zu sein. Landesordnungen und andere Gesetzgebungsmaßnahmen konnten bei den Behörden und dem Publikum rasch verbreitet werden.

Voraussetzung war ein Netz von Buchdruckereien und ein Netz von Handelsbeziehungen, über die Druckerzeugnisse schnell verbreitet werden konnten.

Nunmehr konnte sich Bildung abseits von den großen Zentren verbreiten und war nicht allein auf Universitäten und Klöster angewiesen.

Die Buchdruckerkunst entwickelte sich sehr rasch über West- und Südeuropa. Von 1445 bis 1500 entstanden über 1000 Druckereien in Europa mit über 35000 Druckerzeugnissen und einer Gesamtauflage von ca. 10 Mill.

Der Verbreitung standen Sprachhindernisse nicht im Wege. Im 16. Jh. wurden rd. 51 % der im deutschen Sprachraum gedruckten Bücher in lateinischer Sprache verfasst, rd. 38 % erschienen in Hochdeutsch, etwa 6 % in zwei Sprachen und 1,8 % in niederdeutscher Sprache.

Orte:

  1. Straßburg 1458
  2. Köln 1465 Uni
  3. Basel 1466
  4. Rom 1467
  5. Barcelona 1468
  6. Pilsen 1468
  7. Utrecht 1469
  8. Venedig 1469
  9. Nürnberg 1470
  10. Paris 1470 Uni
  11. Florenz 1471
  12. Neapel 1471 1224
  13. Budapest 1473
  14. Krakau 1473 1364
  15. Messina 1473
  16. Lyon 1473
  17. Straßburg 1458
  18. Köln 1465
  19. Basel 1466
  20. Rom 1467
  21. Barcelona 1468
  22. Pilsen 1468
  23. Utrecht 1469
  24. Venedig 1469
  25. Nürnberg 1470
  26. Paris 1470
  27. Florenz 1471
  28. Neapel 1471
  29. Budapest 1473
  30. Krakau 1473
  31. Messina 1473
  32. Lyon 1473
  33. Brügge 1474
  34. Genua 1474
  35. Leuwen 1474
  36. Augsburg 1474
  37. Valencia 1474
  38. Lübeck 1475
  39. Breslau 1475
  40. London 1476
  41. Rostock 1476
  42. Prag 1477
  43. Genf 1478
  44. Palermo 1478
  45. Messina 1478
  46. Antwerpen 1481
  47. Leipzig 1481
  48. München 1482
  49. Wien 1482
  50. Moskau 1564

Literatur

  • Giesecke, Michael, Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. Frankfurt a. M. 1991

Jörg Wolff