Universitätsgründungen innerhalb des Reiches vor der Reformation
Verglichen mit Italien, Spanien, Frankreich und England, wo es schon seit dem 12. und 13. Jahrhundert Universitäten gab, wurden Universitäten innerhalb des Reiches erst spät gegründet.
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- Prag
- Privilegien Papst, Kaiser
- Eidgenossenschaft
- Studium generale
- Königsgründung
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- 1347–1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag durch Karl IV.
- 1365 Universität Wien
- 1378–1415 Großes Schisma der Kirche
- 1385 Universität Heidelberg
- 1388 Universität Köln
- 1392 Universität Erfurt (bis 1816)
- 1409 Deutsche Professoren und Studenten verlassen Prag wg. der Hussiten und gründen Universität Leipzig
- 1419 Universität Rostock
- 1426 Universität Löwen
- 1456 Universität Greifswald
- 1472 Universität Ingolstadt (1800 nach Landshut, 1826 nach München)
- 1473 Universität Trier (bis 1797)
- 1477 Universität Tübingen
- 1477 Universität Mainz (bis 1798)
- 1502 Universität Wittenberg
- 1506 Universität Frankfurt a.d.Oder
- 1582 Universität Würzburg
Verglichen mit Italien, Spanien, Frankreich und England, wo es schon seit dem 12. und 13. Jahrhundert Universitäten gab, wurden Universitäten innerhalb des Reiches erst spät gegründet. Den Anfang machte der aus dem Hause Luxemburg stammende Kaiser Karl IV., der zugleich König von Böhmen war, im Jahre 1348 mit der Universität zu Prag. Einen Aufschwung erfuhr die universitäre Bewegung mit dem 1379 eingetretenen Schisma der Kirche, als die Päpste in Avignon und Rom gegeneinander konkurrierten und die dem Papst in Avignon treu gebliebene Universität Paris ihre beherrschende Stellung einbüßte. Universitätsgründungen benötigten in der Regel ein Privileg des Kaisers und vor der Reformation eines des Papstes. Die Universitäten waren Eidgenossenschaften mit Selbstverwaltung, eigenem Gerichtsstand, Steuerfreiheit. Die von ihnen verliehenen Grade wurden in der ganzen Christenheit anerkannt.
Auch wenn die Professoren und Studenten sich dementsprechend wenig an Territorialgrenzen hielten (studium generale), ist es dennoch bemerkenswert, wo die Universitäten gegründet wurden. Sie lagen zum einen in königlichen oder kurfürstlichen Territorien: nach dem kaiserlich-königlich-kurböhmischen Prag (1348) im kurpfälzischen Heidelberg (1385), in den Städten der drei geistlichen Kurfürsten Köln (1388), Trier (1473) und Mainz (1476), im kursächsischen Wittenberg (1502) und im kurbrandenburgischen Frankfurt an der Oder (1506). Die Kölner und die im kurmainzischen Erfurt (1379/92) gelegenen Universitäten waren allerdings aus städtischer Initiative hervorgegangen. Die Universität Leipzig (1409) entstand infolge des Auszugs von Prager Studenten und Professoren wegen der Hussiten.
Zum anderen lagen die Universitäten in Territorien, deren Fürstenhäuser bereits Könige hervorgebracht hatten. So entstanden Universitäten im habsburgischen Wien (1365) und im vorderösterreichischen Freiburg (1455), das eine habsburgische Nebenlinie regierte, im mecklenburgischen Rostock (1419, der Vater des Universitätsgründers hatte als König von Schweden abdanken müssen), in Greifswald 1456 (Erik von Pommern war bis 1439/42 König von Norwegen, Dänemark und Schweden gewesen) und im baierischen Ingolstadt 1472 (Ludwig der Baier war römischer König gewesen). Die 1425 gegründete Universität Löwen lag im Herzogtum Brabant, dessen Herrscher, die Herzöge und Grafen von Burgund, aus einer Nebenlinie des französischen Königshauses stammten und in ihren zum Teil im Reich, zum Teil in Frankreich gelegenen Territorien quasi königlich regierten.
Von den übrigen Universitäten ging die bischöfliche Gründung Würzburg (1402) schon nach wenigen Jahren wieder ein (Neugründung 1582). Von Dauer war jedoch die von Graf Eberhard von Württemberg gestiftete Universität Tübingen (1477).
Literatur
- Müller, Rainer A., Geschichte der Universität. Von der mittelalterlichen Universitas zur deutschen Hochschule, München 1990